Alles fing damit an, dass es auch im Jahr 1924 nicht einfach war eine Lehrstelle zu bekommen. Vergeblich suchte Max Binder in seiner Heimat Schlesien eine Stelle als Schreiner. Durch Zufall erhielt er ein Angebot zur Ausbildung zum Korbmacher, die er mit der Gesellenprüfung abschloss.
1928 verschlug es den Korbmachergesellen nach Düsseldorf. Bei der Korbmacherei Schmidt verbrachte er seine Gesellenjahre und lebt im Gesellenhaus, wie es damals so üblich war.
Dann lernte er Hubertine, eine junge Düsseldorferin kennen, und wollte nicht mehr weg. 1930 folgte dann die Hochzeit.
1936 machte sich der Korbmachermeister Max Binder am Dorotheenplatz selbstständig. Sein größtes Interesse galt der Gestaltung. Er wollte immer mehr als nur Stühle oder Körbe flechten.
Nach dem Krieg verschlug es ihn dann in das Elternhaus seiner Frau nach Gerresheim. Dort eröffnete er erst eine Werkstatt und Mitte der 60er Jahre auch einen Laden Er arbeitete für das Schauspielhaus, gestaltete Schaufensterdekorationen und entwickelte mit verschiedenen Designern Sessel, Stühle und andere Möbel.
Zu den Blütezeiten der Flechterei mit z.B. den Chippendale Möbeln hatte er bis zu 7 Angestellte. Darunter auch seine Tochter Henny. Während Henny Anfang der 50er Jahre die Buchführung im Betrieb ihres Mannes übernahm, begann Angelika, die zweite Tochter, ihre Lehre erst 1962. Mit damals 14 Jahren war es das ersten mal möglich, den Blockunterricht in Lichtenfels in der Korbfachschule zu absolvieren. Drei Monate im Jahr macht sie dort ihren schulischen Teil der Ausbildung an der heute letzten Korbfachschule in Deutschland. Dafür hatte sich Max Binder damals sehr eingesetzt.
Auch seine Frau arbeitete immer im Laden oder der Werkstatt mit. Anfang der 70er kam Henny dann wieder in den elterlichen Betrieb zurück. Erst war sie für die Buchhaltung zuständig, bei großem Arbeitsanfall half sie auch in der Werkstatt mit. Bis sie wieder täglich mitarbeitete.
Leider verstarb Max Binder viel zu früh. 1974 übernahm seine Frau mit dem so genannten Witwenprivileg das Geschäft und die Werkstatt mit der Auflage in den nächsten Jahren musste eine der Töchter die Meisterprüfung machen oder einen Meister einstellen.
Daraufhin begaben sich beide Töchter daran gemeinsam ihre Meisterprüfung zu machen. 1978 War es dann so weit. Im Februar bestanden sie die Prüfung. Ab dann unterstützen sie ihre Mutter im Betrieb. Zu der Zeit gab es außer den Töchtern noch 2 weitere Angestellte in der Werkstatt. Einer davon war bereits bei der Gründung 1936 dabei und hat den Betrieb erst Ende der 90er Jahre verlassen.
Inzwischen war Angelika mittlerweile auch verheiratet und ihre beiden Töchter wuchsen mit in der Werkstatt auf. Nach dem Tod ihre Mutter, 1992, übernahm Angelika Turrek den Betrieb.
Für ihre jüngere Tochter Julia stand da schon fest: ich werde Korbmacherin.
Die Mutter hat ihr immer die Wahl gelassen, sie ließ sich aber nicht davon abbringen.
Nach ihrem Realschulabschluss 1996 hatte sie vor, die schulische Ausbildung in der Fachschule für Korbflechterei in Lichtenfels zu absolvieren, fand dann aber doch noch einen Lehrbetrieb der sie ausbildete.
In einem kleinen Ort in der Eifel ( Mückeln ) machte sie in der Flechtwerkstätte Gladziewski ihre Lehre und auch sie fuhr wieder für den Blockunterricht nach Lichtenfels. Mittlerweile war dieser auf 2 Blöcke mit je 6 Wochen geändert worden.
Nach der erfolgreich bestandenen Gesellenprüfung ging sie 1998 zurück zu ihrer Mutter nach Düsseldorf. Dort arbeiten Mutter und Tochter nun wieder gemeinsam in der Werkstatt und gelegentlich sind auch die Enkel wieder dabei.
Mal sehen ob das die vierte Generation Korbmacher wird.