Das Handwerk

Die Weide


Die Weide, lat. salix, ist eine unserer ältesten Kulturpflanzen, die schon den Römern und Germanen bekannt war. Außerdem gehört sie zu den artenreichsten Pflanzengattungen, welche die Natur hervorgebracht hat. Sehr bemerkenswert ist, dass das Holz der Weide schon im ersten Anbaujahr nutzbar ist. Es gibt auch noch eine Vielzahl von anderen Anwendungsgebieten der Weide. So wird beispielsweise die Bindeweide für Weinberge und Baumschulen genutzt oder das Weidenholz bei der Herstellung von Drechslerarbeiten und nicht zuletzt wird Weide als Flechtmaterial in vielerlei Hinsicht genutzt. Um dafür nur einige Beispiele zu geben:
- Flechtzäune in Gärten
- Faschinenbau an der Autobahn
- Körbe für die Landwirtschaft etc.

Zur Erlangung brauchbarer Weidenruten für Flechtzwecke müssen die Weiden planmßig angebaut und gezüchtet werden. Diese Kulturweiden werden aus Stecklingen gezogen und können ein- bis mehrmals jährlich im Zeitraum zwischen November und Februar geerntet werden. Die zum schälen bestimmten Weiden werden im Freien gelagert. So kann am besten das Austrocknung der Ruten vermieden wird. Im Gegensatz dazu müssen die für das Rotsieden und die Grünverarbeitung bestimmten Weiden gut abgetrocknet sein.
Damit man die Weiden, die weiß verarbeitet werden sollen, besser schälen kann, werden sie eingesetzt, d.h. die Enden werden in ca. 10 cm tiefes Wasser gestellt, hierdurch lässt sich nach einiger Zeit die Rinde leichter vom Holz lösen.
Sollen Weiden gesotten (dunklere Färbung) verarbeitet werden, müssen diese vor dem schälen gekocht werden. Die Rotfärbung des Holzes wird durch die in der Rinde enthaltenen Gerbstoffen beim Sieden bewirkt.

Stühle mit Geflecht

Stuhlsitze aus Flechtwerk haben eine sehr lange Tradition. Bereits vor über 3000 Jahren wurden in Ägypten Sitzflächen für Stühle und Schemel geflochten.

Stuhlflechtrohr wird aus dem Fernen Osten importiert. Das beste Flechtrohr kommt aus Indonesien und Malaysia. Es stammt von der harten, glänzenden, inneren Rinde der Rohrpalme, auch Rattan oder Rotan genannt, einer Kletterpalme, die in tropischen Regenwäldern wächst und sehr lang wird.

Die äußere Rinde der Rohrpalme ist dornig, ebenso die Ranken, mit denen sich die Pflanze an den Baumkronen festhält. Sie wird abgeschält, bevor das Rohr in handliche Stücke geschnitten und nach Große und Qualität sortiert wird.

Binsen - und Rohrgeflechtsitze sind auch heutzutage noch sehr beliebt; und sowohl die Flechttechnik als auch die verarbeiteten Materialien haben sich kaum geändert.

Den wahrscheinlich größten Wandel brachte, am Ende des 19. Jahrhunderts, eine Neuerung: Vorgefertigtes Rohrgeflecht, insbesondere für Sitzflächen. Die Ränder des Fertiggeflechts werden in eine Nut im Rahmen der Sitzfläche gedrückt und mit einem langen‚ biegsamen Peddigrohrstreifen als einer Art Feder gesichert.

Möbel, die mit Fertiggeflecht bespannt sind, lassen sich wesentlich einfacher reparieren als Sitzflächen, die aus einzelnen Rohrstreifen geflochten sind.

Aber auch die kompliziert anmutenden Flechtmuster sind im Grunde nicht schwierig nachzuflechten.

Um eine 30 x 35 cm große Sitzfläche zu flechten, muss man bis zu vier Stunden Arbeitszeit veranschlagen.


Heutzutage ist es vor allem die Firma Thonet, die ein fertig geflochtene Matte in eine Nut einleimt.

Hier gibt es die verschiedensten Modelle.

Den Modernen Freischwinger S 32 mit dem Stahlrohrgestell aber auch den klassischen Cafehausstuhl.


Ob in Sitz oder Rücken, hier wird die Nut neu ausgefräst und eine fertige Matte wieder eingeleimt.

Vom Naturmanau zum Rattan

Gewinnung von Rattan als Flechtmaterial
Der Rattan, lat.: calamus rotan, stammt aus der Familie der Drachenblutpalme und wächst in den Dschungeln Asiens. Es ist eine lianenartige Kletterpalme, deren Rinde und Seitentriebe mit spitzen Stacheln versehen sind. Die stachelige Schale muss zuerst und zwar unmittelbar nach dem Schnitt abgeschält werden. Danach bleiben die grünen Rattanstangen oder Manaustangen zurück. Anschließend werden die Stangen in einem Ölsud gekocht. Die so behandelten Rattanstangen werden zum Trocknen aufgestellt oder in die Sonne gelegt. Diese Stangen haben jetzt schon die schöne, ockergelbe Schale. Trotz der Behandlung, der sie unterzogen wurden, kann man immer noch die Wachstumsknoten erkennen.

Weiterverarbeitung des Rattans
Die nun offen liegende kieselsäurehaltige, glasharte Oberhaut des Rattans wird, ähnlich wie bei der Peddigrohrherstellung, durch ein düsenförmiges Schneidewerkzeug entfernt. Das so freigelegte engfasrige Holz kann nun weiterbearbeitet werden. Nach der Entfernung der Oberhaut besteht jetzt auch die Möglichkeit das Holz zu beizen oder zu lackieren. Naturmanau und Rattan lassen sich unter Dampf bzw. über offener Flamme biegen und in neue Form bringen.

Peddigrohr
Peddigstangen, -faden und- schienen werden aus weichwüchsigen Calamus Rotan Arten gewonnen. Der runde bzw. flach-ovale Querschnitt entsteht, wenn die Naturrohrstangen durch dünförmige Schneidewerkzeuge gedrückt werden.


Rattan hilft bei der Rettung des Regenwaldes
Sinnvolle Brachlandnutzung
Rattanplantagen würden u. a. in Malaysia und Thailand für riesige Brachflächen eine sinnvolle Nutzung ermöglichen. Der Druck auf die tropischen Wälder wird verringert, weil Rattangärten der ländlichen Bevölkerung eine neue Perspektive eröffnen und sie zu ihrem eigenen überleben nicht mehr auf das Fällen von großen Bäumen angewiesen sind. Hinzu kommt, dass der Regenwald vielerorts lukrativer ist als Ackerbau und Viehzucht, die zuweilen recht bescheidene Ergebnisse liefern. Dafür lohnt es sich nicht mehr, den Regenwald großflächig abzubrennen - dank Rattan.

(Ausschnitt aus einer Fachzeitschrift)
1) Peddigstangen, 5 - 20 mm Durchmesser
2) Peddigstangen, 1,5 - 5 mm Durchmesser
3) Peddigschiene
4) Naturmanau
5) Rattan
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